vom 30.03. 2009:
Der Neubau einer Schulmensa für das Elisabeth-Langgässer-Gymnasium (ELG) und das Gymnasium am Römerkastell soll künftig auch der Ort der Alzeyer Stadthalle sein. In den Stadt- und Kreisgremien war das Projekt, mit dem auch das Schicksal des alten Schulgartens des ELG verbunden ist, schon länger ein Thema, das die Grünen in die Debatte brachten (s. Themenübersicht Kreistag und Themenübersicht Stadtrat). Der Stadtrat hat sich am 30.03.2009 gegen das Grünen-Votum für das Projekt ausgesprochen.
Im Mensa-Stadthallen-Kombibau wird die schulische Nutzung des Gebäudes selbstverständlich absoluten Vorrang genießen. Auch entscheidet letztlich der Kreis über jede außerschulische Nutzung. Eine Reihe von Veranstaltungen dürften daher mit den schulischen Abläufen in Konflikt geraten und somit untersagt werden. Auch kann bei Veranstaltungen eine Bewirtschaftung nur durch externe Dienstleister erfolgen. Nur alle halbe Jahre soll eine Belegungskommission unter Leitung des Kreises über außerschulische Veranstaltungen beraten. Damit wird es umständlicher und weniger attraktiv, die neue "Stadthalle" zu nutzen. Eine Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten, die mit der Sanierung der bestehenden Stadthalle erzielt werden sollte, hat der Stadtrat damit abgeschrieben.
Die jetzige Stadthalle wird also keine großen Veranstaltungen mehr durchführen können. Der Gastronomiebetrieb im Ratskeller alleine dürfte sich ohne große Veranstaltungen kaum tragen. Die Grünen sehen damit das Ende der Stadthalle, wie sie Alzey kannte, besiegelt.
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Redebeitrag im Stadtrat am 30.03.2009:
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Stadtratsfraktion Alzey
Ratssitzung am 30.03.2009 TOP I/2: Errichtung eines Ganztagsschulgebäudes für das Elisabeth-Langgässer-Gymnasium und das Gymnasium am Römerkastell ...
"Das Positive zuerst: Eine gemeinsame Bibliothek der Schulen und der Stadt ist eine sinnvolle Sache. Das wars dann aber auch schon mit dem Positiven.
Wir werden aus verschieden Gründen nicht zustimmen.
Zum einen fordern wir nach wie vor den Erhalt des alten Nederschen Gartens, des heutigen Schulgartens. Das wäre machbar, wurde aber seitens des Kreises nie zielführend geprüft. Der Garten erhält durch seinen alten Baumbestand und die Pflanzenvielfalt eine besonderen Wert. Er stellt auch einen Qualitätsfaktor für den Schulstandort dar.
Zur Mensa / Stadthalle:
Das grundlegende Problem einer Kombination von Mensa und Stadthalle ist der Umstand, dass die schulische Nutzung des Gebäudes immer im Vordergrund steht und nicht die Stadt, sondern alleine der Kreis über die Nutzung durch die Stadt entscheidet.
Die Stadt würde Hausrecht und Verfügungsrecht, das sie bei der Stadthalle ja in vollem Umfang ausübt, gänzlich an den Kreis abgeben. Die Zeiten, da Alzey eine Stadthalle besaß, wären endgültig vorbei. Das wäre keine Stadthalle, sondern eine Kreishalle.
Bis vor ein paar Wochen vertraten die Gremien noch den vernünftigen Standpunkt, dass wir die bestehende Stadthalle sanieren und auf einen neuzeitlichen Standard bringen wollten. Die Stadt Alzey sollte damit bessere Möglichkeiten erhalten, sich als attraktiver Ort für gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen zu profilieren. Wir wollten die Stadthalle sanieren, um mehr Veranstaltungen nach Alzey zu holen.
Mit dem vorliegenden Konzept werden die städtischen Veranstaltungen zwangsläufig auf niedrigem Stand gedeckelt. Von höherer Attraktivität und besseren Möglichkeiten für zusätzliche Veranstaltungen kann keine Rede mehr sein.
Folgender Satz aus der Sitzungsvorlage spricht Bände:
„Die Unterhaltung und Bewirtschaftung bzw. die Entscheidung über die Genehmigung von außerschulischen Veranstaltungen wird allein dem Landkreis obliegen, der halbjährlich eine Belegungskommission unter Beteiligung der Stadt und der beiden Schulen leitet.“
Meine Damen und Herren, eine Belegungskommission! Das wäre faktisch die Rationierung kultureller Veranstaltungen in der Stadt Alzey unter der Oberhoheit und nach Gusto des Kreises. Die Kommission soll nur halbjährlich zusammentreten damit wären kurzfristig geplante Veranstaltungen in der Mensa nicht möglich.
Dieses würde dem kulturellen Leben in der Stadt schaden.
Ein weiterer Punkt: Was soll aus der alten Stadthalle künftig werden? Soll da nur noch die Gastwirtschaft betrieben werden? Soll die Stadthalle ganz dicht gemacht werden? Es geistern Ideen durchs Städtchen, den Hallenanbau abzureißen und weitere Parkplätze zu schaffen. Was will man dann mit dem Ratskeller machen? Das Gebäude müsste an der Ostseite eine neue Außenwand und teilweise ein neues Dach bekommen. Abgesehen von städtebaulichen und bautechnischen Problemen: wie sollte das finanziert werden?
Oder zöge man in diesem Fall den Abriss der gesamten Stadthalle vor? Bedenken Sie, welche immensen Summen die Stadt in den letzten Jahren in die Stadthalle investiert hat. Und: Was sollte eine Gestaltung des Stadthallenplatzes dann noch für einen Sinn haben?
Es türmen sich Fragen über Fragen und sie bleiben ohne Antwort. Aber jedenfalls wären diese Perspektiven verheerend.
Auch die Finanzierung eines städtischen Anteils am Mensa-Hallen-Bau ist völlig ungeklärt. Mit der Zustimmung zu dieser Beschlussvorlage würden wir ein Fass aufmachen, bei dem wir den Boden nicht erkennen können.
Die Schulen sollen ihre Mensa bekommen keine Frage. Für uns steht aber auch außer Frage, dass die Stadt ihre eigene Stadthalle behalten muss.
Was uns aber hier als Beschlussempfehlung vorgelegt wurde, ist konzeptionslos und unausgegoren, unpraktikabel und schadet dem Renommee der Stadt Alzey. Wir alle sind aufgerufen, eine solche Entwicklung zu verhindern.
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Hier der Link zum Bericht der AZ am 31.03.09.