Berichte
ALZEY (neu) - Der 8. Energiewendetag (Programm hier) der Alzeyer Grünen auf dem Rossmarkt hatte mit seinem breiten Themenspektrum wieder ein zahlreiches interessiertes Publikum angelockt. Jeweils Ende April, um den Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986, findet diese Fachmesse mit politischem Hintergrund statt. An den Infoständen der 17 Aussteller konnte man vielfältige und umfassende Fachinformationen rund um die Themen erneuerbare Energien, Energiesparen, umweltschonende Mobilität, Klimaschutz und Artenvielfalt bekommen.
Letzteres Thema war besonders stark nachgefragt beim Infostand der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Steinbruchs Kalkofen. Über 400 Unterschriften sammelte die BI für ihr Anliegen schon an diesem ersten Tag ihrer Aktion. Mit Fotos, Planzeichnungen und Stellungnahmen der BI und des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) wurde das Publikum über ökologischen Wert und die landschaftsprägende Bedeutung des Steinbruchs informiert. Die Grünen unterstützen die Initiative, hatten sie sich doch von Anfang an für den Erhalt des Steinbruchs ausgesprochen. BUND und die Biolandgärtnerei Strickler zeigten ganz praktisch auf, wie jeder im eigenen Garten durch standortgerechte Pflanzungen für eine größere Artenvielfalt sorgen kann.
Zum Stamm der Teilnehmer zählen mittlerweile der Rhein-Nahe-Verkehrsverbund (RNN) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Im Info-Bus des RNN gab es Informationen zum öffentlichen Personennahverkehr aus erster Hand und die Vertreterin der VCD hatte ihre Anfahrt standesgemäß über ein Car-Sharing-Modell organisiert.
Den Bereich erneuerbarer Energien, Energiesparen und Klimaschutz decken die wieder zahlreich vertretenen Fachfirmen und ein privater Aussteller aus der Region ab. Vor jeder bautechnischen Ausführung etwa von Wärmedämmungen steht die individuelle fachliche Beratung. Hier standen die Firmen Appelshäuser und ZVD-Bau aus Alzey mit hawo aus Worms mit ihren Angeboten im Vordergrund. Die Holzbau Huth GmbH aus Alzey gehört ebenfalls zu den Stammgästen der Messe. Ihre Spezialität sind energieeffiziente Häuser in Holzrahmenbauweise. Holz wird hier sowohl für die Konstruktion verwendet als auch in Form von Platten oder Schüttung zur natürlichen Wärmedämmung der Gebäude auf Basis des nachwachsenden Rohstoffs Holz. Eine Wärmebildkamera demonstrierte, wie an Gebäudefassaden die Temperaturunterschiede dargestellt und damit Wärmelecks an Gebäuden festgestellt werden. Diese Kamera war sogar in der Lage, das unter Putz liegende Fachwerk eines Gebäudes am Rossmarkt zu entdecken und als Bild auf den Monitor zu zaubern. Was in der Ära des Betonbaus fast vergessen ging, gewinnt wieder an Stellenwert: die Lehmbauweise. Der älteste künstliche Baustoff der Welt beweist sich als ökologisch, ressourcenschonend und gesund. Am Stand von Lehmbau Faust aus Spiesheim wurde auch ein Wandheizungssystem gezeigt, das aus Schilfmatten als Putzträger und Dämmschicht, einem darauf befestigten Wärmeschlauch und einem Lehmputz besteht.
Auch der Bereich Gebäudeheizung und Solartechnik war wieder stark vertreten. Die Kombination von Holzpelletheizung mit einer solarthermischen Anlage, mit der auch bestehende Heizungen nachgerüstet werden können, demonstrierte Kunkler Ltd. Aus Münster-Sarmsheim. Innovativ dabei auch die Verwendung der Pellets als Material im „Sandkasten“, das die Kleinen gerne annahmen. Die Alzeyer EWG präsentierte mit „Whisper-Gen“ eine erdgas- oder biogasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (Blockheizkraftwerk), das schon im Einfamilienhaus eingesetzt werden kann. Einen Prototyp betreibt die EWG im eigenen Gebäude und berät gerne über diese umweltfreundliche heizungstechnische Innovation. Nach wie vor gefragt auch Photovoltaikanlagen, die WS-Elektro aus Albig anbietet. Hier spielt eine entscheidende Rolle, dass nur hochwertige Module zum Einsatz kommen, die auch bei einer Ausrichtung nach Westen statt Süden einen besseren Stromertrag bringen, als scheinbar preiswertere Anlagen, die in Südrichtung stehen. Die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG) mit Sitz in Ingelheim führt Projekte der Nahwärmeversorgung auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Holzhackschnitzel aus. Auch für den Landkreis Alzey-Worms, der Gesellschafter der EDG wurde, führt die Gesellschaft Contractingmodelle durch, mit denen kommunale Heizzentralen durch Energieeinsparungen finanziert werden. Was engagierte und ambitionierte Privatleute in Eigenarbeit erbringen können, zeigte Heinz Lichtenfels aus Siefersheim eindrucksvoll mit seiner Heizungsanlage aus mehreren Komponenten.
Auf Energieberatung spezialisiert sind Willi Reitz, MICO-Energieberatung aus Lonsheim und der Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärbetrieb Frank Häußer aus Wahlheim. Auch in diesem Bereich zeigte sich in Gesprächen mit Ausstellern, dass eine ständige Aus- und Weiterbildung unerlässlich sind. Oft kommen so in einem Arbeitsleben mehrere Berufsausbildungen zusammen. Theoretische wie praktische Weiterentwicklung findet sowohl im individuellen wie im institutionellen Bereich statt. Die Arbeit im jeweiligen Betrieb wird oft ergänzt durch eine Tätigkeit auf Verbandsebene und im politischen Bereich.